FOR N EVER
Doch nun das Schicksal
sich nähert und die Stunden leise atmen
hat sich der Sand der Zeit in Gold verwandelt
Edgar Allen Poe
Das Video zeigt flüchtige Gebärden: eine Tasse füllen, gedankenverloren Sand durch die Finger rieseln lassen, winken.
Sie werden als Schatten auf die Wand projiziert.
«Die Gebärde = das flüchtigste, unwahrscheinlichste und wahrste Moment einer Handlung. Die Gebärde ist etwas, woran man nicht gedacht hätte, ihm Beachtung zu schenken». (R. Barthes)
Und Jaques Dalcroze schreibt: «Eine Gebärde ist nicht nur die körperliche Bewegung, sondern auch das Innehalten dieser Bewegung».
Es sind Gesten des Übergangs, des Noch-nicht oder des Nicht-mehrs, in ihrer Eigenpräsenz meist nicht bewusst wahrgenommen.
In ihrer bewussten Wahrnehmung wird der Flüchtigkeit Dauer eingeschrieben. Durch den Loop kann sie in ihrer physischen Präsenz erfahrbar werden.
So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Flüchtigkeit und Dauer, Präsent-sein und Abwesend-sein.
Vergehendes fassen ... mit offener Hand.
«Es scheint ungeheuer schwer zu sein, das Zwischen wirklich als zwischen festzuhalten bzw. zu übernehmen und nicht als Durchgangsort misszuverstehen». (U. Guzzoni)
Der Loop ist in seiner technischen Machart eine Unmöglichkeit, da die Gesten in einer kontinuierlichen Aufeinanderfolge «ohne Sprung» nicht möglich sind.
So bleibt nur eine zigfache Wiederholung des Gleichen, sich immer wieder neu einlassen auf das Geschehen, der Gebärde «Beachtung schenken», bis der «Sprung» zu einer befriedigenden Rhythmisierung führt.
Die Tonspur besteht aus dem Sprechen des oben genannten Zitates auf eine Weise, die jeden Buchstaben gleichsam in gedehnte Aus- und Einatemzüge (als Pause) einhüllt.
Der Text ist eher Atem als Artikulation und nur teilweise auf der inhaltlichen Ebene verständlich.
Stephanie Tangerding